Victoria´s Secret und Victor´s Geheimnis

Menschen suchen psychotherapeutische Hilfe, weil sie spüren, dass sie emotionale und psychologische Probleme haben, die sie alleine nicht bewältigen können. Ein weiterer Grund für die Suche sind Beziehungskonflikte oder weil der Partner sie zum Therapeuten geschickt hat und sogar droht sich zu trennen, falls der Partner nicht zum Therapeuten geht - nach dem Motto: „ Ich habe ein Beziehungsproblem aber mein Partner muss sich behandeln lassen, nicht ich.“

Manchmal treten die Beziehungsprobleme erst im Verlauf der Therapie in Erscheinung. Am Anfang werden sie cachiert, weil man sich schämt. Scham ist ein Gefühl, dass unser Handeln stark beeinflussen kann. Scham kann durch Versagensgefühle ausgelöst werden: man kann Scham empfinden, z.B. weil man den falschen Partner gewählt hat (vielleicht trotz Warnungen). Scham kann auch dann auftreten, wenn das Selbstwertgefühl in der schlechten Beziehung schon so ruiniert worden ist, dass man denkt keine Kraft mehr zu haben zu Kämpfen, um sich zu befreien.

Der Titel dieses Artikels ist eine Anspielung auf die verschiedenen und teilweise diskrepanten Vorstellungen und Annahmen mit denen Paare in ihre Beziehung eingehen. Der Psychoanalytiker Jürg Willi nannte dieses Phänomen „Kollusion“. Kollusion kann erklärt werden als die Passung der Partner in ihren unbewussten Bedürfnisse, Sehnsüchte und Wünsche, die einen Partner auf dem anderen Partner oder an der Beziehung als solche, unbewusst überträgt. Beziehungserfahrungen und unbewusst übernommene Beziehungsmuster aus der Elternfamilie werden aktuell übertragen und beeinflussen die Partnerwahl. Ungelöste Probleme und Konflikte aus der Elternfamilie werden in dieser Weise in der neuen Beziehung mitgenommen. Das familiär bekannte Beziehungsmuster wird in der aktuellen Beziehung inszeniert.

An sich kann Kollusion positiv sein, wenn das unbewusste Beziehungsmuster positiv ist. Meistens ist aber Kollusion negativ gemeint und ist bei Menschen, die psychotherapeutische Hilfe suchen, vorhanden.

Oft sagen dann Patienten: „ich will auf keinem Fall so wie meine Mutter/mein Vater werden“, „ich will nicht so wie meine Eltern werden. Sie hätten sich besser getrennt“. Bei näherer, psychoanalytischer Betrachtung, führen diese Patienten doch eine ähnliche Beziehung und haben genauso Angst sich zu trennen, wie damals ihre Eltern.

Beziehungen in denen negative Gefühle wie Frustration, Aggression, Vorwürfe, Demütigung vorhanden sind, in denen Trennungsphantasien entwickelt werden oder bereits Trennungen stattgefunden haben (On-Off-Beziehungen) sind sogenannte „negative Beziehungen“ (negative relations, nach Eva Illouz).

Gründe sich aus einer negativen Beziehung nicht zu trennen sind:

  1. Angst alleine zu sein
  2. Finanzielle Absicherung und Pflege im Alter

Bei Männer kommen noch hinzu:

  1. Angst, die Exfrau wird die Kinder gegen einem beeinflussen
  2. Befürchtung, Unterhalt zahlen zu müssen
  3. Keine Lust den Haushalt selber machen zu müssen.

Zitate nach Männer, die eine Trennung abwägen: „ ich habe keine Lust selber die Bettwäsche zu wechseln“, „ich muss dann die Waschmaschine bedienen. Das ist mir zu blöd“, „die Frau soll das machen. Man(n) findet andere Lösungen“.

Die „anderen Lösungen“ sind die hier gemeinte Victor´s Secret und Victoria´s Secret. Sie findet man z.B. auf den Onlinedating Seiten, versteckt hinter dem „getrennt lebenden“ Status. Zudem gibt es gesellschaftlich quasi-akzeptierte „andere Lösungen“, etwa während des Karnevals und in den Karneval-/Schützen-/Fußball-/Kegelvereine, die als geschlossene Gesellschaften, Seitensprünge decken: „Was der Partner nicht weiß, macht ihn/sie nicht heiß“.

Jede zweite Ehe wird geschieden. Eine Ehe kann als Fassade aufrechterhalten werden. Die Bordelle werden überwiegend von verheirateten Männern aufgesucht, oft zu den Bürozeiten. Ledige Männer sind frei in ihrer Partnerinwahl, sie müssen keine Prostituierte bezahlen oder versteckt pornographische Filme konsumieren.

Die Institution der Ehe wird immer mehr in Frage gestellt. Zunehmend mehr Menschen bleiben ledig und ziehen es vor zu warten, bis sie einen guten Partner gefunden haben. Es wird auch darum nicht geheiratet, um die Ärgernisse einer legalen Scheidung nicht über sich ergehen lassen zu müssen.

Gründe zu heiraten sind heute:

  1. Verlassen und enttäuscht worden zu sein in einer früheren Beziehung (Jugendliebe oder große Liebe). Man tröstet und lenkt sich ab mit dem neuen Partner.
  2. Die Partnerin nimmt die Rolle des Pflasters ein. Sie ist bereit, der Beziehung zu liebe, den Partner zu trösten, zu helfen und zu unterstützen (emotionell u/o finanziell). Sie ist bereit die eigenen Bedürfnisse zugunsten des Mannes zurückzustellen. Ausbildung, Studium, Arbeit, Karriere werden hinten dran gestellt. Rettungsphantasien können hier eine Rolle spielen.
  3. Romantische Vorstellungen der bedingungslosen, ewigen Liebe.
  4. Gesellschaftlicher u/o familiärer Druck; der Wunsch dazu zu gehören; der Wunsch so zu sein wie die anderen.

So zu sein wie die anderen hat für Frauen außerdem den angeblichen Vorteil, sich nicht mehr selber um ihre Selbständigkeit und Entwicklung kümmern zu müssen: der Mann hat die Rolle des Ernährers. Er ist der Träger der sozialen Status - guter Job, gutes Einkommen. Er trägt aber andererseits die Verantwortung und die Last, dass alles oben Genannte funktioniert.

Für Frauen kommt die Babyfalle erschwerend dazu, weil sie die Abhängigkeit von dem Mann vertieft, ihr persönliches und berufliches Vorwärtskommen hemmt und sie auf die Mutter-Ehefrau-Rolle einschränkt. Mit der Zeit werden die Diskrepanzen immer stärker, die Beziehung wird zunehmend asymmetrisch, die Frustrationen kumulieren, die gesamte Last wird zunehmend größer.

Den Austausch an emotionalen und materiellen Güter zwischen den Partnern, nennt die Soziologin Eva Illouz, Emodities = emotions + commodities.

Die Teilung der Emodities in der Beziehung, bewirkt anfänglich Entlastung und Erleichterung. Die Erleichterung von einer schwer erträglichen Last, ruft euphorische Gefühle hervor, die man naiver weise mit Liebesgefühlen verwechseln kann. Hinzu kommt die romantische Verklärung der Realität: die „rosarote Brille“ und die „Schmetterlinge im Bauch“. Neurophysiologisch spielen hier Oxytocin und Pheromone eine Rolle, deren Wirkung die Kognition, bzw. die Realitätswahrnehmung beeinträchtigen können. Diese Wirkung verflüchtigt sich nach circa zwei Jahren. Zum Beispiel korreliert Oxytocin negativ mit Neugier und explorativen Verhalten. Deshalb wird Oxytocin nur kurzfristig produziert. Danach treten Neugier und explorativen Verhalten wieder hervor und beeinflussen das menschliche Verhalten. Jetzt bleibt zu prüfen, ob die Beziehung Bestand hat.

Vor wichtigen Lebensentscheidungen, wie heiraten und Kinder kriegen wäre ideal, die Motive, die einen zu solch einer Entscheidung bewegen, zu reflektieren. Da es sich um unbewusste Motive handelt, ist es kaum möglich diese zu erkunden ohne die Hilfe eines außenstehenden Fachmannes. Die Psychoanalyse ist als wissenschaftliches Verfahren mit dem Ziel entwickelt worden, die unbewussten Motive des Menschen zu erkunden. Die psychoanalytische Reflexion ist somit nicht nur zur Heilung von psychischen Erkrankungen geeignet, sondern kann auch die introspektive Zwecke der Persönlichkeitsentwicklung dienen.

 

 

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