„Du bist, was Du isst“ sollte man heutzutage auf „Du fühlst Dich so, wie Du isst“ erweitern.
Die Erkenntnis, dass zwischen unserer Ernährung und unser Wohlbefinden einen engen Zusammenhang besteht, ist wissenschaftlich belegt. Wie setzten wir aber diese wissenschaftlichen Erkenntnisse im Alltag um? Auf der einen Seite müssen sie in einer für Laien verständlichen Sprache übersetzt werden. Das ist schon an sich schwierig, da die ausschlaggebenden Studienergebnisse aus verschiedenen Forschungsdomänen kommen, wie Biochemie, molekular Biologie und Microbiomimmunologie. Gleichzeitig erscheinen flutartig viele Pseudoernährungsratgeber auf dem Markt, die schnelle und einfache Lösungen versprechen. Sie verstärken die Mentalität, es reicht, wenn man nur etwas dazu addiert, ohne wirklich, grundsätzlich was an seiner Lebensweise zu ändern. Zum Beispiel ein Smoothie morgens zu seinem Frühstück oder ein Salat zu seiner Pizza addieren, reichen schon. Man hat was für die Gesundheit gemacht. Hinter diesem Verhalten steckt die gleiche Denkweise, wie wenn man das neueste Auto kauft, weil es scheinbar, weniger Benzin verbraucht. Dabei wird ausgeblendet, dass die Produktion des Autos umweltbelastend ist und dass der Käufer meistens seinen Autokauf mit einem Bankkredit finanzieren muss.
Ein bisschen Diät hier, ein paar Nahrungsergänzungsmittel da, es wird schon! Wenn es sein muss, geht man zum Arzt und lässt sich Insulin oder Statine verschreiben. Hauptsache, man gönnt sich was im Leben. Das dieses „Gönnen“ eigentlich sehr schädlich ist, ist vielen Menschen nicht bewusst.
Meiner Beobachtung nach, haben viele Patienten eine gesunde Lebensweise nie kennengelernt, weil die Eltern es ihnen nicht beigebracht haben. Die Eltern selbst haben nicht darauf geachtet oder nicht gewusst, gutes Essen mit gesundem Essen gleich zu setzen.
So wie andere Erfahrungen in der Kindheit prägend sind, weil sie durch unsere Beziehungen mit den Eltern vermittelt werden, werden Essgewohnheiten in der Kindheit geprägt. Essen ist eine Art sich mit sich selbst und mit den Anderen in Beziehung zu setzten. Essen ist eine Art von Selbst- und Sozialerfahrung. Diese ersten Erfahrungen prägen buchstäblich unseren späteren Geschmack. So lernen manche Menschen, das Genuss mit dem Geschmack von viel Zucker, viel Salz und viel tierisches Fett verbunden ist. „Sich was gönnen“ wird später häufig etwas Süßes, Salziges und Fettes zu essen, bedeuten.
Irgendwann zeigen sich aber die Folgen dieser Lebensweise in Form von Fettleibigkeit, erhöhten Blutzuckerwerte, erhöhten Leberwerte etc.. Spätestens jetzt sollten radikale Änderungen der Lebensweise getroffen werden, ansonsten setzt dieser dysfunktionale Stoffwechsel eine Art Kettenreaktion in den Körper im Gang, das metabolische Syndrom. Das metabolische Syndrom ist der Vorläufer von chronisch-degenerativen Erkrankungen wie: Diabetes 2, NASH (non-alcoholic-steatosis-hepatis), Artheriosklerose, Arthrose usw..
Das metabolische Syndrom bedeutet, simplifiziert, dass es wegen der ungesunden Ernährung mit viel Zucker, viel Salz und viel Fett, es zu einem dysfunktionalen, also fehlerhaften Stoffwechsel kommt. Die Zellen bekommen dann nicht die Nährstoffe, die sie benötigen, um gut arbeiten zu können, sondern werden mit zu viel Kohlenhydrate (=Zucker), Potassium (=Salz) und Lipide (=Fett) überlastet, so dass sie mit der Zeit immer weniger und schlechter arbeiten können. Diese Zellen werden alt (=Senescence), krank und sterben ab. Dies merken wir dann in Form von Krankheiten wie Diabetes, NASH etc..
Die ungesunde Ernährung hängt mit dem Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln zusammen. In der Lebensmittelindustrie wird sich alsbald nichts Grundsätzliches ändern, denn verarbeitete Lebensmittel sind sehr profitabel. Dass die Lebensmittelindustrie zugibt, dass verarbeitete Lebensmittel ein Ursachenfaktor für Stoffwechselerkrankungen sind, ist prinzipiell das Gleiche, wie für die Tabakindustrie zuzugeben, das Rauchen gesundheitsschädlich ist. Es hat sehr lange gedauert, bis die Tabakindustrie zugegeben hat, das Rauchen mit schweren Erkrankungen zusammenhängt und sogar tödlich ist. Ich habe noch keine Statistik gelesen darüber, wie viele Menschen in dieser Zeit gestorben sind.
Das klinische Krankheitsbild des Diabetes war vor der Vermarktung des raffinierten Zuckers nicht bekannt. Epidemiologisch gesehen sind Fettleibigkeit, Hypertension und Herzinfarkt in die Höhe geschossen seit dem Fleisch und Fleischprodukte massenhaft produziert werden. Sollen die Menschen warten bis die Lebensmittelindustrie sich verantwortlich bekennt? Lieber nicht! Lieber selbständig denken und vorbeugen!
Meine Patienten, für die ich diesen Artikel schreibe, möchte ich ermutigen, im Rahmen der Psychotherapie ihre Lebensweise auch unter dem Aspekt der Ernährung zu reflektieren. Wie Ernährung und psychische Gesundheit zusammenhängen werde ich in einem noch folgenden Artikel versuchen zu erklären.
Denjenigen, die aktiv etwas für sich tun möchten, helfe ich mit zusätzlicher Ernährungsberatung. In meiner Ernährungsberatung, richte ich mich nach den Ergebnissen wissenschaftlichen Studien, die in ausschlaggebenden Quellen publiziert wurden, wie PubMed oder American Journal of Nutrition.